Julia Walter – Lifecoach

Fels in der Brandung

Wenn ich Menschen begleite, telefonisch oder von Angesicht zu Angesicht, achte ich darauf, dass sie ins Spüren kommen. Wenn sie in Gefühlswallungen stecken, die sie beängstigen und aus denen sie gerne heraustreten möchten, führe ich sie zum Beispiel ins Spüren des Körpers.

Den Körper spüren ist an sich ganz einfach, doch ohne Übung und ohne Begleitung sind wir oft nachlässig und nehmen uns nicht die Zeit. Erst mit der Zeit – und das kann eine längere Weile sein – stellt sich ganz unmerklich ein feineres Spüren ein, ein Beobachten der eigenen Gefühle und Empfindungen, die uns ermöglicht, uns selbst zu führen. Uns selbst zu leiten, gerade dann wenn es uns eigentlich zu spontanen Reaktionen zieht.

In der Psychosynthese spricht man dabei von Disidentifikation und davon, den inneren Beobachter zu entwickeln. Eine geeignete Übung hilft uns dabei, drei Ebenen unserer Wahrnehmung in den Fokus nehmen, sie ganz zu erfühlen, und dann loszulassen.
Körperempfindungen – Gefühle – Verstand, diese drei Dimensionen helfen uns zu verstehen, wie wir in der Welt sind.

 

Disidentifikation als Schlüssel

Durch meinen Körper bin ich sichtbar in der Welt, er ist mein physischer Ausdruck, er gibt mir Halt und Sichtbarkeit, erlaubt mir mich zu bewegen, gibt mir Rückmeldungen, wenn es kalt ist oder warm, wenn ich Nahrung brauche oder Ruhe. Er verdaut meine Nahrung und versorgt meine Organe, die wiederum ganz ohne mein Zutun arbeiten, atmen, leben.

Mein Körper ist ein Teil von mir und er ist nicht identisch mit mir. Ich bin mehr als mein Körper.

Durch meine Gefühle lebe ich in der Welt, ich erlebe mich als Person mit ihren ganz eigenen Erlebnissen und ihrer Identität. Ich kann Freude und Trauer, Liebe und Angst fühlen. Meine Gefühle drücken die Regungen meiner Seele aus, meine Bedürfnisse entstehen aus meinen Gefühlen. Ohne Gefühle wäre ich kein Mensch. Hätte ich keinen Ausdruck. Wäre ich arm.

Meine Gefühle sind ein Teil von mir und sie sind nicht identisch mit mir. Ich bin mehr als meine Gefühle.

Mein Verstand ist ein wichtiger Helfer im Alltag. Er hilft mir Entscheidungen zu treffen, Dinge nacheinander zu tun, zu koordinieren, Informationen zu verarbeiten und zu kommunizieren. Gedanken, Erinnerungen, Planungen, all dies ist erst durch meinen Verstand möglich. Ohne meine Gedanken und meinen Verstand könnte ich nicht sprechen und nicht verstehen, was andere sagen.

Mein Verstand ist ein Teil von mir und er ist nicht identisch mit mir. Ich bin mehr als mein Verstand.

Wenn ich mir diese drei Dimensionen noch einmal vergegenwärtige, sage ich:

  • Ich habe einen Körper und ich bin nicht mein Körper.
  • Ich habe Gefühle und ich bin nicht meine Gefühle.
  • Ich habe einen Verstand und ich bin nicht mein Verstand.
  • Ich bin mehr als mein Körper, meine Gefühle, mein Verstand. 
  • Ich bin eine Quelle reinen Bewusstseins.

 

Die Quelle reinen Bewusstseins

Diese Quelle reiner Bewusstheit ist der innerste Kern dessen wir uns bewusst sind und der uns von Kindheit an bis ins hohe Alter zur Verfügung steht. Diese Quelle, die auch Selbst genannt wird, begleitet uns quasi als roter Faden durch unser Leben. Unser heiles Ich. Es ist immer da. All unsere Verletzungen und Schmerzen, all unser Leid, oder unsere Freude, ist eine darüber liegende Schicht. 

Das Selbst ist das, was da ist, wenn wir uns disidentifizieren von allem, was wir glauben zu sein: Körper, Empfindungen und Gefühle, Gedanken und Verstand.

Ich sehe das Bild eines Felsen in der Brandung. Die Brandung sind all unsere Schwankungen, all das was sich bewegt und verändert, der Fels ist das, was bleibt. Das, was unbeeinträchtigt der Brandung strotzt und sich kaum verändert. Der Stein, der Fels, eine ewige Kraft.

 

Welche Kraft ist in dir?

Die Vorstellung des Felses in der Brandung wirken zu lassen habe ich als einen wichtigen Shift erlebt. Das Bild stärkt mich ungemein. Zu wissen, dass ein starkes Anker, etwas Großes in mir da ist, das unzerstörbar ist, gibt mir Kraft, vor allem Zuversicht und Vertrauen.

Ich kann mich neu ausrichten, denn die Basis, der Fels, ist ja da und hält mich. Alles, was ich an mir gesehen habe und bemängelt, kritisiert oder sonst gering geschätzt habe, wird quasi zu einer Nebensache. Diese Sichtweise hilft mir, loszulassen von einem Selbstbild, das mich beengt und schwächt. Mich anzubinden an diese innere Kraft und Anwesenheit befreit.

Was macht diese Vorstellung mit dir? Worin liegt für dich die Kraft dieses Bildes?

Ich freue mich über deine Gedanken dazu und stehe gerne zur Verfügung für all deine Fragen. Ich begleite dich auch gerne, wenn du ein Anliegen hast.

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